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Veranstaltungsreihe der Leonhard-Frank-Gesellschaft und der vhs Würzburg:
Missachtete Literatur - Was die Deutschen nach 1945
nicht lesen wollten

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Im Mittelpunkt der Leseaktion „Würzburg liest ein Buch“ steht der Roman „Die Jünger Jesu“ des Würzburger Autors Leonhard Frank. Er schrieb ihn 1946/47 im New Yorker Exil unter dem Eindruck der Nachricht von der Zerstörung seiner Heimatstadt. Als der Roman 1949 erschien, war er ökonomisch kein Erfolg. Der Verleger Bermann-Fischer behauptete gar, das Buch habe Frank in Deutschland sehr geschadet. In Würzburg nahm man ihm das Buch übel, auch manche, die es niemals gelesen hatten.
Frank war mit seinem Misserfolg kein Einzelfall. Auch andere Autorinnen und Autoren hatten vergleichbare Probleme. Diese Reihe möchte das anhand einiger Beispiele veranschaulichen.

Die Referenten sind Dr. Hans Steidle, Stadtheimatpfleger und Studienrat am Dag-Hammarskjöld-Gymnasium, Paul Pagel, ehemals Lehrer am Mozart-Schönborn-Gymnasium und Leiter der Burgfestspiele in Freudenberg, und Michael Henke, der 1. Vorsitzende der Leonhard-Frank-Gesellschaft.

WICHTIG: Alle Veranstaltungen sind kostenlos, aber eine Anmeldung über die vhs Würzburg ist erforderlich. Sie können sich für eine oder für mehrere Veranstaltungen anmelden. Ort ist jeweils die Schillerschule (Felix-Dahn-Str. 4, Eingang über Neubergstraße, 97072 Würzburg)

VERANSTALTUNGEN:

Anna Seghers - Das siebte Kreuz

Das Manuskript des Romans gelangte 1941 auf ebenso abenteuerliche Weise nach Nordamerika wie die Verfasserin selbst. 1942 erschien das Buch in den USA und war ein großer Erfolg, 1944 folgte die Verfilmung mit Spencer Tracy in der Hauptrolle. Während der Film bis 1972 in Deutschland überhaupt nicht zu sehen war, erschien der Roman 1947 im Rowohlt Verlag in einer Ausgabe für alle vier Zonen. Danach aber konnte man im Westen den Roman zwei Jahrzehnte lang überhaupt nicht lesen, während er in der DDR gefeiert wurde und zur Pflichtlektüre im Schulunterricht avancierte. Der Roman schildert den Ausbruch und die Flucht von sieben Männern aus dem fiktiven KZ Westhofen, die der KZ-Kommandant um jeden Preis zurückholen möchte. Aus diesem Grund lässt er sieben Kreuze errichten, an denen die Eingefangenen gefoltert und ermordet werden sollen. Doch der Plan gelingt nicht ganz.

Referent: Dr. Hans Steidle
Mo 17.03.2014, 19-21 Uhr; 1x
Schillerschule, Zi. 1.2, Felix-Dahn-Str. 4 (Eingang über Neubergstraße),
97072 Würzburg
Eintritt frei
Anmeldung bei der vhs Würzburg erforderlich, Kursnr.: 72410


Heinrich Mann - Die Jugend des Königs Henri Quatre

"Der Knabe war klein, die Berge waren ungeheuer." So beginnt der 1935 im Exilverlag Querido in Amsterdam erschienene Roman und offeriert uns einen der schönsten Romananfänge der Literaturgeschichte. 1938 folgt der zweite Band „Die Vollendung des Königs Henri Quatre“. Im Kontext der Glaubenskriege im Frankreich des 16. Jahrhunderts und der Geschichte des Heinrich von Navarra und seines Aufstiegs zum französischen König reflektieren beide Bände aktionsreich die großen Fragen des Lebens, von Liebe und Tod, von Treue und Verrat, von Demokratie und Diktatur. Zugleich entfaltet Heinrich Mann seine große Utopie eines europäischen Humanismus, die auch heute noch nicht erfüllt ist.

Referent: Michael Henke
Mo 24.03.2014, 19-21 Uhr; 1x
Schillerschule, Zi. 1.2, Felix-Dahn-Str. 4 (Eingang über Neubergstraße),
97072 Würzburg
Eintritt frei
Anmeldung bei der vhs Würzburg erforderlich, Kursnr.: 72412


Wolfgang Koeppen - Tauben im Gras

Er gehört zu den Wenigen, die wirklich zur "inneren Emigration" gezählt werden können. Zwar erschienen 1934 und 1935 durch Förderung Bruno Cassirers zwei Koeppen-Romane in Deutschland, fanden aber keine große Verbreitung. Koeppen arbeitete ab 1938 als Drehbuchautor und kehrte erst 1949 zur Schriftstellerei zurück. 1951 erschien der Roman "Tauben im Gras", in dem der Autor in etwa 100 Erzählsequenzen einen Tag des Jahres 1950 in einer bayerischen Großstadt präsentiert. Mit einer sehr speziellen Montagetechnik verknüpft Koeppen die Schicksale von zwei Dutzend Personen, Männer und Frauen, Jung und Alt, Schwarz und Weiß. Er schildert das Alltagsleben der Nachkriegszeit, das jedoch aufgrund eines virulenten Rassismus in eine Katastrophe mündet.

Referent: Paul Pagel
Mo 31.03.2014, 19-21 Uhr; 1x
Schillerschule, Zi. 1.2, Felix-Dahn-Str. 4 (Eingang über Neubergstraße),
97072 Würzburg
Eintritt frei
Anmeldung bei der vhs Würzburg erforderlich,
Kursnr.: 72414


Alfred Neumann – Es waren ihrer sechs

Er war der eigentliche Entdecker Leonhard Franks. Sein Gutachten bewirkte 1914 die Veröffentlichung der "Räuberbande". Neumann selbst wurde erst später schriftstellerisch tätig, als Übersetzer, Dramatiker und Autor von Erzählungen und Romanen. Dabei hatten es ihm historische Stoffe besonders angetan. Mit seinem Roman "Der Held" über die Ermordung Walter Rathenaus geriet er ins Fadenkreuz der Nazis. 1933 entschied sich Neumann fürs Exil und gelangte 1941 in die USA. Dort schrieb er 1944 den Roman "Es waren ihrer sechs" über den Widerstand der Geschwister Scholl, der in Stockholm auf Deutsch erschien. Diese Auflage durfte aber nach Kriegsende nicht nach Deutschland importiert werden. Zwei Auflagen 1947 fanden viel Kritik und wenig Absatz. Erst 1980 erschien der Roman erneut, im Verlag der Nation der DDR, seither aber nicht mehr.

Referent: Michael Henke
Mo. 7.04.2014, 19-21 Uhr; 1x
Schillerschule, Zi. 1.2, Felix-Dahn-Str. 4 (Eingang über Neubergstraße),
97072 Würzburg
Eintritt frei
Anmeldung bei der vhs Würzburg erforderlich,
Kursnr.: 72416


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